Ein Besuch der Cannstatter Schleuse

Ein Besuch der Cannstatter Schleuse

Die letzten Tage waren Meteorologisch sehr abwechslungsreich und natürlich musste es an dem Tag, an dem ich mein Interview an der Schleuse in Cannstatt hatte, regnen. Das unscheinbare Tor, welches den geneigten Mitarbeiter in die Schleuse führt, befindet sich zum Glück gleich in der Nähe einer Unterführung, so konnte ich die Wartezeit wenigstens im Trockenen verbringen, während ich noch einmal meine Notizen für das Interview durchgelesen habe.

Meine Interviewpartnerin an dem Tag war Barbara Grüter, stellvertretende Leiterin vom Wasserstraßen und Schifffahrtsamt in Stuttgart. Sie führte mich gleich in das ehemalige Steuerhäuschen der Schleuse, welches einsam und verlassen mittig über den Fluss thront. Die meisten der 27 Schleusen auf dem Neckar, werden mittlerweile ferngesteuert betrieben.


Im Trockenen konnten wir uns in Ruhe über die verschiedenen Aspekte und über die eigentliche Funktionsweise der Schleusen ausführlich unterhalten. Das Ergebnis des Interviews könnte ihr in einer der nächsten Ausgaben von Micro-Europa anhören. Nachdem wir die wichtigsten Punkte abgearbeitet hatten, gingen wir nach draußen, da zufällig gerade ein Binnenschiff einfuhr, welches Flussabwärts unterwegs war. So konnte ich gleich Live miterleben wie der Arbeitsablauf genau aussieht. Das Schiff fädelte in die enge Schleuse ein und näherte sich behutsam dem Tor – dabei rauschte das Wasser lautstark über das noch geschlossene Tor. Der Kapitän befestigte das Schiffstau am Rand des Beckens.

Nach ein paar Minuten Wartezeit, begann dann der Wasserstand zu sinken und der eigentliche Schleusenvorgang startete. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: – Entweder wird das Schleusentor leicht angehoben und das Wasser fließt auf der anderen Seite direkt in den Fluss – oder aber, es wird ein Durchgang zwischen den beiden Schleusen geöffnet und so die Hälfte des Wasser in das andere Becken gedrückt. Warum nur die Hälfte? Man arbeitet hier nicht mit Pumpen, sondern mit dem reinen Druck des aufgestauten Wassers. Nach einer Weile musste ich aber feststellen, dass es eine ziemlich langwierige und zugegebenermaßen auch langweilige Prozedur ist, die die Kapitäne tagtäglich mehrere Male durchmachen müssen. Pro Schleuse dauert der Vorgang gerne 30 Minuten – wenn Schiffe den gesamten Neckar durchqueren möchten, sind sie dann schon Mal zwei Tage unterwegs.

Aufgrund dieser langen Transportzeiten, ist es keine Seltenheit, dass Schiffer dann auch mit ihren Familien an Bord sind. Doch das Binnenschiff ist und bleibt das umweltfreundlichste Transportmittel, wenn man sich den CO2 Ausstoß pro transportierter Tonne ansieht. Da kann nicht einmal die Bahn mithalten. In der Zwischenzeit durfte ich mir dann noch das nahe gelegene Wehr ansehen. Während das Binnenschiff noch auf seinen Durchlass wartete, beendeten Barbara Grüter und ich unser interview. Es war ein faszinierender Einblick in die Welt der Schleusen und hat den Blick auf ein Thema erweitert, welchem man sich vielleicht nicht immer bewusst ist. Doch die Geschichte der Schleusen ist noch lange nicht zu ende erzählt, da in den nächsten Jahren ein Umbau geplant ist. Mehr könnt ihr darüber zum Beispiel bei den Kollegen von stimme.de lesen.

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Das Dreckige Dutzend

Das Dreckige Dutzend

Ahoi! Das Dreckige Dutzend stellt sich vor: Tobias, Christian, Marvin, Jan, Sophie und Marlene nehmen euch mit auf den Neckar und eines seiner Binnenschiffe: Wie funktionieren die Schleusen? Wie sieht eine Ausbildung zum Binnenschiffer aus? Welche Bedeutung hat die Binnenschifffahrt auf dem Neckar für die Wirtschaft in Baden-Württemberg? Und wie war das früher? Außerdem lernen wir einen spannenden Binnenschiffer kennen, der uns seine Lebenswelt zeigt. Los geht’s, Matrosen!